Luftfahrt-Lexikon   B

 Bodeneffekt
Bewegt sich ein Flügel in der Luft, so kann der Luftraum um den Flügel herum praktisch als allseitig unbegrenzt betrachtet werden. Diese Voraussetzung wird hinfällig, sobald sich ein Tragflügel in Boden- nähe befindet (Start und Landung). Mit zunehmender Annäherung an den Boden tritt eine Verringerung des Abwindwinkels hinter dem Flügel ein, was einer Vergrößerung des effektiven Anstellwinkels gleichkommt. Bei gleichbleibendem geometrischen Anstellwinkel erfolgt daher in Bodennähe eine Auftriebssteigerung, begleitet von einer Abnahme des induzierten Widerstandes. Damit verbessert sich auch die Gleitzahl.




 Bodensignale
Beispiel eines Signalfeldes auf dem Flugplatz ZwickauAuf Flugplätzen ist eine bestimmte Fläche festgelegt, auf der Bodenzeichen für den Flugbetrieb ausge- legt werden (soweit diese nicht entsprechend ihrer Bedeutung an anderen Stellen angebracht sind). Falls keine Funkverbindung zu Stande kommt, sollte der Flugplatz oberhalb der Platzrundenhöhe angeflogen werden und Ausschau nach Bodensignalen gehalten werden. Anweisungen über Funk haben Priorität vor ausgelegten Zeichen.



Landeverbot für längere Zeit. Beim Landeanflug und bei der Landung ist wegen des schlech- ten Zustandes des Rollfeldes oder aus anderen Gründen besondere Vorsicht geboten. Zum Starten und Landen dürfen nur die Start- und Landebahnen benutzt werden; Rollbewegungen sind nicht auf Start- u. Landebah- nen oder Rollbahnen beschränkt.


Der durch die Kreuze bezeichnete oder begrenzte Teil des Rollfeldes ist nicht benutzbar. Am Flugplatz wird Segelflug- betrieb durchgeführt. Zum Starten, Landen und Rollen dürfen nur Start- und Lande- bahnen und Rollbahnen benutzt werden.




Flugsicherungsmeldungen sind an der so bezeichneten Stelle abzugeben. (Flugleitung) Angabe der Startrichtung, abge- rundet auf die nächstliegenden zehn Grad der mißweisenden Kompaßrose. Starts und Landungen sind parallel zum Längsbalken des Lande-T in Richtung auf den Querbalken durchzuführen.


Starts und Landungen sind in der Richtung auszuführen, in die die Spitze des Tetraeders zeigt. Nach dem Start und vor der Landung sind Richtungsände- rungen nur nach rechts erlaubt. Getrennte Platzrunde Motor- und Segelflugzeuge. Nach dem Start und vor der Landung sind Richtungsänderungen für Motor- flugzeuge nur in Pfeirichtung, für Segelflugzeuge nur entgegen- gesetzt erlaubt.

 Bordkarte
Eine Bordkarte (engl. boarding pass) dient gegenüber der jeweiligen Fluggesellschaft am Gate als Nachweis der Berechtigung des Passagiers, in das für den gebuchten Flug bereit stehende Flugzeug einzusteigen (Boarding). Nach Identifizierung des Passagiers als Inhaber einer Beförderungsberech- tigung für einen bestimmten Flug anhand seiner Flugticketdaten, erhält er von der Fluggesellschaft seine persönliche Bordkarte, die ihn nach Passieren der Sicherheitskontrollen zum Einsteigen in das bereit stehende Flugzeug berechtigt. Die Ausstellung einer Bordkarte ist damit notwendiger Bestandteil und Abschluß des Check-In-Vorgangs. Die Identifizierung und die anschließende Ausstellung der Bordkarte kann je nach Fluggesellschaft am Check-In-Schalter oder vom Fluggast selbst am Check-In- Automaten oder mittels Internet am privaten Rechner (Online-Check-In) erfolgen. Passagiere, die über ihr Handgepäck (Kabinengepäck) hinaus, Reisegepäck auf dem gebuchten Flug mitnehmen wollen, müssen dieses Reisegepäck unabhängig von der Bordkarte rechtzeitig am Check-In-Schalter der jeweiligen Fluggesellschaft aufgeben.



Die Bordkarte enthält folgende Informationen:

den Designator (die beiden Buchstaben vor der Flugnummer, auch als Airline-Code bezeichnet)
die Flugnummer
die Flugsteignummer
die Sitzplatznummer (inclusive Deklaration als Raucher-/Nichtrauchersitzplatz)
die planmäßige Abflugzeit
die aktuelle Meldeschlusszeit am Flugsteig (im Luftfahrt-Jargon last boarding time)

Soweit nicht bereits als Gepäckabschnitt (baggage tag) gesondert ausgehändigt, erhält der Passagier in Form eines Aufklebers auf dem Passagierabschnitt der Bordkarte (Abriß der rechts hierfür perforierten Bordkarte als Quittung über seine Einstiegsberechtigung), gegebenenfalls mit zusätzlicher handschrift- licher Notiz, Informationen zu seinem am Check-In-Schalter aufgegebenen Reisegepäck, jedoch nicht zu seinem Handgepäck.

Bei der Zugangskontrolle am Flugsteig, wo oft die nochmalige Identifikation des Passagiers anhand seines Personalausweises oder Reisepasses sowie der Bordkarte erfolgt, wird dem Passagier der Kontrollabschnitt von seiner Bordkarte abgenommen. Dies dient auch zur Kontrolle, ob alle am Abfertigungsschalter eingecheckten Personen tatsächlich den Flug antreten. Bei Inlandsflügen oder Flügen innerhalb des Schengen-Gebietes kann eine Identifikation anhand des Personalausweises oder Reisepasses komplett entfallen, wird jedoch aus Sicherheitserwägungen in der Regel trotzdem durchgeführt.

Eine Besonderheit sind die Bordkarten der Ryanair. Diese sind je nach Abflughafen wiederverwertbar und werden nur für die Dauer des Fluges ausgegeben und nach dem Landen wieder eingesammelt. Dies reduziert den Papierverbrauch der Fluggesellschaft auf ein Minimum, da auch die Flugtickets / Reservierungsbestätigungen vom Passagier selbst ausgedruckt werden.

 Bordtoilette
Die Bordtoilette ist die Toilette an Bord eines Flugzeuges. Diese Spezialtoiletten funktionieren mittels Wasser und Unterdruck. Das Wasser wird genutzt, um anhaftende Stoffe von der mit Teflon beschichteten Kloschüssel zu lösen und den Transport, mittels des Unterdrucks, in den zentralen Sammeltank sicher- zustellen. Der Unterdruck zum Transport wird am Boden und in geringer Höhe durch ein Gebläse hergestellt, in größerer Höhe ist der Differenzdruck der Druckkabine ausreichend. Die Ausscheidungen werden in einem Sammeltank gelagert, am Zielort geleert und der Inhalt der dortigen Entsorgung zugeführt.

Im Zuge der Entwicklung immer größerer Flugzeuge und längerer Flugzeiten kommt immer wieder das Thema Abwasserrecycling in das Blickfeld der Hersteller, da die Mengen an Frisch- und Brauchwasser schon erheblich zum Treibstoffverbrauch beitragen. Es wurde damit experimentiert dem Abwasser das Wasser zu entziehen und so einen Abwasserkreislauf zu etablieren. Bei der Idee, auch Duschen in Flugzeugen bereitzustellen, müßte diese Möglichkeit - zumindest teilweise - genutzt werden. Die Aufbereitung von Toilettenabwasser wurde jedoch aufgrund von Akzeptanzproblemen ausgeschlossen.

 Bordverpflegung
So oder so ähnlich sehen heute Bord- menüs (auf Langstreckenflügen) aus.



Auf Kurzstrecken gibts meist nur ein Brötchen und bei Low-Cost-Airlines gibts (gratis) gar nichts zu essen. Wer aber aufgrund einer Krankheit / Allergie, einer Vorliebe, Diät oder Religion ein besonde- res Menü wünscht, der kann sich in der Regel (meist 24h im voraus) bei vielen Airlines bereits bei der Buchung ein 'Special Meal' vorbestellen. Die Liste rechts zeigt die unterschiedlichen Arten von Mahlzeiten die zur Verfügung stehen.
AVML     Asiatic Vegetarian Indian Meal (asia.-veg.-indisch)
BBML Baby Meal (Babymahlzeit)
BLML Bland Soft Meal (leichte Vollkost, Schonkost)
CHML Child / Junior Meal (Kindermahlzeit)
DBML Diabetic Meal (diabetische Kost)
FFML Frequent Flyer Meal (Lieblingsessen)
FPML Fruit Meal (Mahlzeit aus rohen, frischen Früchten)
GFML Gluten-free Meal (glutenfreie Kost)
HFML High Fibre Meal (Vollwertkost)
HNML Hindu Meal (hindugerechte Mahlzeit)
JPML Japanese Meal (japanisches Essen)
KSML Kosher Meal (koscheres, jüdisches Essen)
LCML Low Calorie Meal (kalorienarmes Essen)
LCRB Low Carbohydrate (kohlenhydratarme Mahlzeit)
LFML Low Cholesterol / Fat Meal (cholesterinarme Kost)
LPML Low Protein Meal (proteinarme Kost)
LSML Low Sodium Meal (natriumarme kochsalzfreie Kost)
MOML Moslem Style Special Meal (muslimgerechtes Mahl)
NLML No Lactose Meal (lactosefreie Kost)
ORML Oriental Meal (orientalisches Essen)
PFML Peanut-free Meal (erdnussfreie Mahlzeit)
PRML Low Purin Meal (purinarme Kost)
RVML Raw Vegetarian Meal (vegetarisches Rohkost)
SFML Seafood Meal (Essen mit Meeresfrüchten)
SPML Special Meal (besonderer Wunsch)
VGML Pure Vegetarian Meal (rein vegetarische Mahlzeit)
VLML Vegetarian Meal lacto-ovo (vegetarische Mahlzeit)

 Bremsklappen
Bremsklappen (auch Luftbremsen oder aerodynamische Bremsen genannt) sind in den Luftstrom ausfahrbare Klappen, mittels derer der aerodynamische Widerstand erhöht und somit das Flugzeug abgebremst werden kann. Die Widerstandserhöhung kann sowohl durch Vergrößern der Stirnfläche als auch durch Verschlechtern des cw-Wertes erfolgen. Luftbremsen werden vor allem eingesetzt, um die Geschwindigkeit (im Sinkflug) zu reduzieren oder die Landerollstrecke zu verringern. Bei Militärflugzeu- gen dient die Luftbremse auch taktischen Manövern. Bremsklappen können an Rumpf oder Tragflächen angebracht sein. Ihre Betätigung darf am Flugzeug keine starken aerodynamischen Momente erzeugen.





a) Störklappen oder Spoiler an einem Verkehrsflugzeug;  b) Bremsklappen am Heck eines Avro RJ-85;
c) riesige "Speed Brake" an einer Su-27;  d) doppelstöckige Schempp-Hirth-Bremsklappen an einem Segelflugzeug (Duo-Discus);  e) Spreizklappen (Deceleron) an einem B-2 Bomber;  f) als Drehklappen ausgeführte Wölbklappen, die auch als hochwirksame Bremsklappen benutzt werden können an einem Segelflugzeug (Salto)

 Bremsschirm
Aerodynamische Bremse in Form eines oder mehrerer bei der Landung in den Luftstrom ausfahrbaren Schirms großer Festigkeit, der einen beträchtlichen Widerstand erzeugt und damit die Landestrecke um bis zu 40% verkürzt. Hauptsächlich verbreitet bei Militärflugzeugen.




 Briefing
In der Luftfahrt übliche Bezeichnung für die Flugberatung und Flugvorbereitung. Die Piloten werden während des Briefings über alle Belange und Besonderheiten des Fluges oder Flugbetriebs informiert oder informieren sich selbst. Insbesondere sind dies Wetter-, Strecken-, AIP-Infos, Wettbewerbsinfos (Segelflug) etc. Der Begriff Briefing stammt es aus dem Militärjargon. Das Briefing war ursprünglich die Lagebesprechung, bei der die Tagesbefehle ausgegeben wurden.

 Bruchversuch


Für enorm beanspruchte Flugzeugteile muß während der Zulassung eines Flugzeugs die Bruchfestig- keit ermittelt werden. Die Bruchfestigkeit oder statische Festigkeit ist in der Festigkeitslehre die mechanische Spannung, die unter gleichmäßiger Steigerung der Belastung bei einem Bauteil zum Bruch führt. Im Bruchversuch wird auf den Flügel die spätere Lastverteilung aufgebracht und langsam aber kontinuierlich bis zum Versagen des Bauteils gesteigert. Eine sehr gute Beschreibung des Bruchversuch der DG-1000 findet sich bei DG-Flugzeugbau.

 Bruchzelle
Flugzeug, an dem die statischen Tests vorgenommen werden. Nur aus Trag- flügel, Rumpf und Leitwerk bestehende, der laufenden Produktion entnommene Flugzeugzelle, die zum Festigkeits- nachweis bis zum Bruch belastet und dann verschrottet wird.

 Buffeting
Als Buffeting bezeichnet man allgemein ein Schütteln der Tragflächen. Man unterscheidet nach der Art der Ursache böenerregte Schwingungen, Zittern der Tragflächen aufgrund teilweise ablösender Strömung vor dem Stall (Low Speed Buffet) oder transsonisches Buffeting (High Speed Buffet).

 Low Speed Buffet
Mit abnehmender Geschwindigkeit muß zur Erhaltung des Auftriebs das Flugzeug und damit der Flügel immer stärker angestellt werden. Dabei können Anstellwinkel erreicht werden, bei welchen die relativ energiearme Grenzschicht auf der Flügeloberseite nach Durchlaufen des Druckmini- mums den "Druckberg" nicht mehr überwinden kann. Es kommt vor der Hinterkante zur Ablösung der Strömung. Der instabile Ablösepunkt wandert sehr schnell in einem gewissen Bereich vor und zurück. Dadurch verändert sich ständig die Druckverteilung und damit die Lage und Größe der resul- tierenden Druckkraft, des Auftriebes. Dieser Effekt, und auch bei manchen Flugzeugen die Tatsache, daß das Höhenleitwerk im Bereich des turbulen- ten Totwassers hinter dem Flügel liegt, erzeugen das oben genannte Rütteln des Flugzeuges.
 High Speed Buffet
Sobald im transsonischen Bereich oberhalb der kritischen Machzahl die den Tragflügel umströmende Luft auf der Oberseite des Profils Überschall- geschwindigkeit erreicht und die Stoßwellen genügend Drucksprünge erzeugen, findet auch hier unmittelbar an der Stoßwelle eine Ablösung statt. Der durch die Rückverdichtung im hinteren Bereich des Tragflügels bewirkte Verdichtungsstoß (Druck) geht mit Energieverlust und einer Erhöhung des (Wellen-) Widerstands einher. Weiterhin tritt der Stoß in eine heftige Wechselwirkung mit der Grenzschicht nahe der Flügeloberfläche - er oszilliert bei Strömungsablösung und löst eine schüttelnde Beanspruchung des Flügels (Buffeting) aus. Der Widerstand steigt erheblich an. Bei genügend hoher Machzahl und abhängig von Profilform und Anstellwinkel bildet sich auch an der Flügelunterseite eine Stoßwelle. Da die Lage der Stoßwellen instabil sind, erhält man genau wie beim Low Speed Buffet eine schwingende Veränderung der Auftriebsverhältnisse und damit Buffet.
Buffeting ist ein kritischer aerodynamischer Faktor bei der Konstruktion moderner Flugzeuge. Bei die- sem Phänomen treten durch Stöße Strömungsschwankungen am Flügel auf, welche dort zu intensiven Vibrationen und einer starken mechanischen Beanspruchung führen können.

Während des Reisefluges muß der Auftrieb das scheinbare Gewicht (Equivalent 1g Grossweight) tragen, welches sich aus mehreren Komponenten zusammensetzen kann:

tatsächliche Fluggewicht
der zur Trimmung erforderliche, normalerweise abwärts gerichtete 'Auf'-trieb des Höhenleitwerks
Trägheitskräfte bei vertikalen Beschleunigungen durch Böen
Zentrifugalkräfte (beim Kurvenflug, Abfangen, usw.)

Kennt man für verschiedene Randbedingungen die Geschwindigkeiten für Initial Buffet (erstes Auftreten des Rüttelns), so kann man folgendes Diagramm zeichnen:



Bei gegebener Flughöhe liest man für ein gewähltes, scheinbares Gewicht die Geschwindigkeiten für Low Speed Buffet (1) und High Speed Buffet (2) ab, ebenso die maximale Flughöhe (3) für Initial Buffet bei gegebener Machzahl. Den höchsten Punkt der einzelnen Kurven nennt man "Aerodynamic Ceiling". Liest man in Punkt (4) für gegebene Machzahl und Flughöhe das "Equivalent 1g Grossweight" ab, so kann man aus dem Quotienten mit dem tatsächlichen Fluggewicht die zulässigen Belastungen ausgdrückt als Bank Angle oder g-Load errechnen. Für das Durchfliegen heftiger Turbulenzen wird für jedes Flugzeug eine Geschwindigkeit festgeleg, die bei sonst normalen Bedingungen genügend Abstand von den Buffet Grenzen und von den Festigkeitsgrenzen der Zelle gibt (Buffet Margin). Heute herrscht die Tendenz vor, die Turbulenz Penetretion Speed dichter an das High Speed Buffet heranzurücken. Dies geht alledings zu lasten des Passagierkomforts. Derzeit forscht man an der aktiven Kontrolle des Buffet-Verhaltens mittels adaptiver Flügel.

 Bügelkante
Auch Trimmkante oder Trimmklappe genanntes Blech, angebracht an der Hinterkante von Tragflügeln, Flossen oder Rudern. Durch die Einstellung der Bügelkante werden Momente, die bei der Nullstellung von Steuerknüppel und Pedalen auftreten, ausgetrimmt. Die mit der Trimmkante durchgeführte Grundtrimmung bezeichnet man auch als Bügeln des Flugzeugs. (Abb.: Querruderbügelkante)

 Bumerang
folgt

    Luftfahrtlexikon  

nach oben

  
drucken   |   gästebuch   |   kontakt   |   impressum