Schlemmerfilet à la Bordelaise

Was ist Bordeaux? Eine schöne Stadt in Frankreich. Was ist das Bordelais? Ihr gesegnetes Umland.

Was ist das "Schlemmerfilet à la Bordelaise"? Ein Rufmord, sagen die einen. Ein Fertiggericht, die anderen. Es besteht aus einer zurechtgesägten Scheibe Fisch im Schokoladentafelformat, bedeckt mit einem Brei aus Bröseln, Fetten und würzenden Wirkstoffen.

Es verkauft sich erfolgreich. Nein, mehr. Es ist ein Hit! Eigentlich verspricht "à la Bordelaise" ein Gericht mit einer Sauce auf der Basis von Schalotten, manchmal auch Rindermark, vor allem aber von Wein (so steht's im "Larousse Gastronomique").

Das "Schlemmerfilet à la Bordelaise" aus der Tiefkühltruhe, von Iglo und Nachahmern fabriziert, enthält weder das eine noch das andere. Worin liegt sein Reiz? Erstens im genialen Namen, einer Kombination aus den Wörtern Schlemmen (enthemmtes Speisen am Rande des Orgasmus), Filet (grätenfreies, zartes Frischfleisch) und Bordelais (Kultur, Raffinesse, große Weine).

Zweitens in der Zubereitung im Backofen bei 250 Grad über 35 Minuten. Das ist so schlicht, das schafft selbst ein Theologiestudent! Ofen vorheizen, Packung aufreißen, rein damit in die Röhre und zuklappen. Dann Bier beziehungsweise Wein - plopp öffnen, süffelnd abwarten und schließlich grätenfrei spachteln.

Drittens liegt der Reiz im Preis von 1,99 bis 2,30 Euro und viertens endlich im Geschmack - er ist nicht schlecht. Ziemlich salzig, ziemlich süßlich, durchaus zart und saftig, vor allem aber nicht fischig. Das ist wohl das Wichtigste: Das "Schlemmerfilet" schmeckt nicht nach Fisch. Wonach dann? Die Antwort ergibt sich, wenn wir zum Vergleich den Verkaufsschlager frisch imitieren! Und das geht so:

Zwiebel und Knoblauch pellen, fein würfeln und in der Butter bei mittlerer Hitze glasig schwitzen.

Kräuter, Brösel und Zwiebelmumpe vermengen, salzen, pfeffern.

Aus Alufolie eine Schale falten und mit Öl auspinseln. Fisch hineinlegen, Bröselmasse darauf geben und leicht andrücken.

Das Ganze im Backofen bei 180 Grad 10-12 Minuten backen,
bis die Bröselkruste goldbraun ist und die Kräuter darin leuchten.

Bei Bedarf am Ende Grill zuschalten.

Mit Zitrone beträufeln, fertig.
  Menge für 2 Portionen:
300  g Seelachs
Essl. Thymian
Essl. Petersilie
Knoblauchzehe
30  g Semmelbröseln
klein Zwiebel
Essl. Olivenöl
20  g Butter
Salz
Pfeffer
1/2 Zitrone

Neben dem frisch zubereiteten Gericht, für das wir 45 Minuten brauchen, sieht das TK-Fertigteil wie ein frittiertes Stück Alien aus. Braun, fett, unnatürlich. Ist das ein Schlemmerfilet? Eher ein Schlimmerfilet.

Die Eigenkomposition duftet und schmeckt nach Kräutern, gerösteten Bröseln und frischem Fisch, und zwar köstlich. Beim Schlimmerfilet hingegen weiß man auch beim Vergleich noch nicht, wonach es schmeckt.

    High-End Kalauer  

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