Luftfahrt-Lexikon   H

 Höhenruder
Flugbewegungen um die Querachse werden durch die Steuerflächen des Höhenruders ermöglicht. Das Ruder ist hinter der Höhenflosse gelagert und kann nach oben (der Pilot "zieht") und nach unten (der Pilot "drückt") ausgeschlagen werden. Höhenruder und -flosse bilden zusammen ein Flügelprofil und Ausschläge des Ruders verändern die Wölbung des Profils, so daß am Höhenleitwerk entweder eine Auftriebserhöhung oder eine Auftriebsverminderung stattfindet. In der Regel ist das Höhenruder am Heck des Flugzeugs angeordnet. Der Nachteil dieser konventionellen Anordnung besteht im Auftriebs- verlußt. Weil zur Aufrechterhaltung des Momentengleichgewichts am Höhenleitwerk negativer Auftrieb (Abtrieb) erzeugt werden muß, fällt der Gesamtauftrieb des Tragflügels um diesen Anteil geringer aus. Deshalb muß die Tragfläche größer als die aerodynamische Berechnung ergibt ausgeführt werden. Durch die Vorverlegung des Höhenleitwerks (Entenflügel) läßt sich dies vermeiden.

 Holding
Auch Holding Pattern oder zu gut deutsch 'Warteschleife' genanntes Verfahren, das einem Flugzeug zugewiesen wird, wenn eine sofortige Landung auf dem Flugplatz temporär nicht möglich ist. Gründe hierfür können eine überlastete oder gesperrte Landebahn, eine Notlandung oder schlechtes Wetter sein. Warteschleifen an großen Flugplätzen werden in Luftfahrtkarten veröffentlicht. Sie führen meist über ein Markierungsfunkfeuer (Holding Fix) und werden in einer vorgegebenen Flughöhe und mit einer definierten Fluggeschwindigkeit (Green-Dot-Speed) geflogen. Laut JAR-OPS müssen für einen Flug 30 Minuten Holding-Fuel (ZFW, 1500 ft über Ausweichflughafen, ISA-Bedingungen) mitgenommen werden.

 Holm
Der Holm ist normalerweise das tragende Bauteil eines Flugzeugflügels. Der balkenförmige Holm hat die Aufgabe, die aus den Luft- und Trägheitskräften resultierenden Querkräfte und Biegemomente aufzunehmen. Der Holm besteht aus zwei Bauteilen, die unterschiedliche Aufgaben übernehmen. Die Gurte nehmen die Normalkräfte aus den Biegemomenten auf. Der Schubsteg nimmt die Querkräfte auf und leitet den Schub zwischen den Gurten.



Der Holm muß sowohl Festigkeitskriterien als auch Steifigkeitskriterien erfüllen. Er muß so steif sein, daß der Flügel sich nicht unzulässig verformt. Gleichzeitig muß die Festigkeit der Gurte ausreichend sein, um die Lasten ertragen zu können. Da Flugzeugflügel sich stark verformen können, werden Holme nach Theorie höherer Ordnung berechnet. Dabei spielen besonders bei starker Krümmung die Druck- kräfte auf den Schubsteg eine wichtige Rolle.

Mit Ausname des Kastenholms bestehen alle Holme aus offenen Querschnitten. Offene Querschnitte besitzen eine niedrige Torsions- und Wölbsteifigkeit. Holme mit offenem Querschnitt sind somit nicht geeignet, das Torsionsmoment des Flügels aufzunehmen. Daher werden Flugzeugflügel mit einem zusätzlichen, geschlossenen Profil ausgestattet, der Torsionsnase. Holme in Metallbauweise werden aus Blechen genietet aufgebaut. In Kunststoffbauweise ausgeführten Flugzeugen sind Holme aus Faserverbundkunststoffen aufgebaut. Die Gurte werden bei dieser Bauform aus einer unidirektionalen Schicht hergestellt. Der Schubsteg besteht aus einem Gewebe unter 45°. In Flügeln der Kunststoff- bauweise übernimmt die geschlossene Flügelschale die Aufgabe der Torsionsnase. Bei Flugzeugen in Holzbauweise besteht der Holm aus geschichtetem Holz. Der Schubsteg wir aus gesperrtem Schichtholz hergestellt. Flügel können mehr als einen Holm besitzen. Solche Flügel nennt man Mehrholmer. Holme werden auch in Rotorblättern, z.B. von Windenergieanlagen und Hubschraubern eingesetzt. Auch in Leitwerken, wie dem Seitenleitwerk, findet man einen Holm.



Abb.: Brettholm, Kastenholm, Doppel-T-Holm (Holz), Fachwerkholm, Doppelt-T-Holm, Kastenholm (Alu)

 Homing
Unter Homing versteht man das Anfliegen (wörtlich übersetzt Heimfliegen) einer Sendestation mit der aktuellen Peilung, also ohne Berücksichtigung des Windes. Meist geschieht dieses Homing mit ADF- Hilfe, indem man einfach die Nadel des RBI-Indicators auf Null hält. Ohne Windeinfluß gelangt man auch direkt zum Sender. Bei Seitenwind jedoch ergibt sich eine gekrümmte Kurslinie (Hundekurve), die vom Wind "eingebeult" erscheint.

 Howgozit (grafischer Flugplan)
Von der mitgeführten Kraftstoffmenge erwartet man gemäß der Flugplanung eine bestimmte Leistung. Für einen Langstreckenflug ist ein grafischer Flugplan, bei dem sowohl der Kraftstoffverbrauch als auch die Flugzeit über der zurückgelegten Entfernung (Strecke) aufgetragen ist, unumgänglich notwen- dig. Eine solche grafische Planung, anhand der laufend die Übereinstimmung zwischen Planung und aktuellem Flug geprüft werden kann nennt man "Howgozit" (how goes it). Der grafische Flugplan entsteht aus dem errechneten Flugplan und ist ein technischer Plan, der das Flugverfahren und die daraus resultierenden Kraftstoffverbräuche entlang der Flugstrecke zur Grundlage hat. Howgozits sind im Zeitalter elektronischer Flugplanung nicht mehr gebräuchlich.


 HSI
Das HSI (Horizontal Situation Indicator) ist ein Kombinations-Navigationsinstrument, bestehend aus VOR-Empfänger, Kurskreisel und Gleitpfadanzeige für das ILS. Es vereinigt verschiedene Navigationsinfor- mationen an einer Stelle und erleichtert auf diese Weise die funknavigatorische Arbeit im Cockpit. Im Vergleich zu getrennten Instrumenten, vermittelt die Darstellung des HSI einen schnelleren und intuitiveren Überblick über die räumlichen Verhältnisse und erlaubt die präzisere Ausführung komplexer Instrumentenflugverfahren, z.B. Warteverfahren und Instrumenten-Landeanflüge. Das HSI wird hauptsächlich in Flugzeugen genutzt, die häufig nach Instrumentenflugregeln geflogen werden. Einige GPS- Empfänger besitzen auch eine (simulierte) HSI-Anzeige.

 Hub & Spoke System
Unter einem Drehkreuz-System (engl.: hub für Nabe, spoke für Speiche) versteht man in der Luftfahrt einen Verbund eines zentralen Verkehrsknotenpunktes (Umsteigeflughafen) einer Fluglinie und mehrerer (Regional)-Flug- häfen. Große Liniengesellschaften setzen heute überwiegend auf das Hub and Spoke-Verfahren mit einem oder mehreren Drehscheiben (FRA und MUC bei Lufthansa). Vorteile ergeben sich hauptsächlich für die Fluggesellschaften, die Ihre Großflugzeuge besser auslasten können. Gegenteil sind Punkt-zu-Punkt-Verbindungen.

 Hubschrauber
.... Bereits im September 1907 erhob sich der ersten bemannte Hubschrauber, der Bréguet 1 "Gyroplan". Eine kreuzförmige Gitterkonstruktion aus Stahlrohr mit vier paarweise angeordneten Hubschrauben an jedem Ende wurde von einem Antoinette Benzinmotor mit ca 40-45 PS Leistung angetrieben. Der "Gyroplan" wurde von den Brüdern Bréguet in Zusammenarbeit mit Richet erbaut und stieg, bemannt mit einer Person, auf eine Höhe von 1,5 Metern.

 Hundekurve
Die Nadel eines ADF-Anzeigegeräts zeigt immer direkt zum Sender (NDB oder Rundfunkstation). Fliegt man ein NDB an, so steht die Nadelspitze exakt oben (in Null-Lage). Ohne Windeinfluß kommt man dann mit gleichbleibendem Kurs zum Sender. Will man jedoch bei Seitenwind ein NDB auf gerader Linie anfliegen, so muß mit einem bestimmten Winkel gegen den Wind vorgehalten werden. Die Nadel des ADF schlägt dann nach links (Wind von rechts) bzw. nach rechts (Wind von links) aus. Der Luvwinkel läßt sich als Differenz zur Null-Lage ablesen. Hält man bei Seitenwind nicht vor (sog. Homing-Anflug) und folgt nur der ADF-Nadel, dann ergibt sich eine leewärts gebogene Anfluglinie, die in der Flieger- sprache auch Hundekurve (engl. dog leg) genannt wird.

 Hushkit
Hushkits sind Einrichtungen zur Lärmdämmung an Strahltriebwerken mit niedrigem Bypass-Ver- hältnis. Die Hauptlärmquelle dieser Triebwerke ist meist die scharfe Trennung der schnellen Heißgase des Kerntriebwerks von der Umge- bung. In dem (im Bild rechts am Ende des Trieb- werks einer B737-200) angebrachten Mantel wird das Heißgas mittels eines Mixers mit der Außen- luft gemischt und so die starken Geschwindig- keitsdifferenzen vermindert. Oft wird in Verbindung mit Hush-"Kits" auch der maximale Landeklap- penausschlag (auf z.B. 40° bei DC-9) begrenzt.

 Hyperbelnavigation
Während GPS auf Einweg-Laufzeitmessungen basiert, werden bei Hyperbel-Navigationsverfahren wie LORAN, OMEGA oder Decca Laufzeit- bzw. Phasendifferenzen gemessen. Diese Systeme kommen ohne bordseitiges Senden aus, vielmehr wird von zwei Bodenstationen gleichzeitig ein Signal abgestrahlt und dieses Signal an einem bestimmten Ort zu verschiedenen Zeiten (bzw. bei OMEGA mit unterschiedlicher Phasenlage) empfangen, dann entspricht die Laufzeit- bzw. Phasendifferenz der Entfernungsdifferenz zu den beiden Bodenstationen. Der geometrische Ort aller Punkte gleicher Entfernungsdifferenz ist die Hyperbel. Zur Bestimmung des Standortes sind mindestens zwei Standlinien (Hyperbeln), d.h. mindestens drei Bodenstationen (zwei Senderpaare) erforderlich.

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