Kalkofes letzte Worte
Preview '95

1994 ging langsam und bedächtig zur Neige. Menschen schmieden Pläne, welchen Weg ihr Leben im neuen Jahr einschlagen soll, Politiker machen sich Gedanken, wie sie diesen Menschen auf eben jenen neuen Weg einen möglichst großen Haufen scheißen können, und unzählige teuflische Kleinsthirne in den großdeutschen Fernsehanstalten pressen sich Ideen aus den Därmen, um durch neue Vollbunken-Shows die Uhr der Evolution ein paar Jahre zurückzudrehen. Damit sie diesen Entwicklungen nicht vollkommen hilflos gegenüberstehen, lesen sie jetzt die ultimative Vorschau auf den Horror des neuen Jahres - die Fernseh-Preview '95 von Kalkofes Mattscheibe!

Januar: Kassengestell Lippert, auch bekannt als Wolfgang mit den Grabbelhänden, startet seine neue ZDF-Show "Die Grabschmillion". Trotz der Gewinnmöglichkeit von 5 Millionen Mark für aufsagen eines Schüttelreims bleiben die Kandidaten fern aus Angst vor einer postzonalen Virusinfektion durch ungeschütztes betatschen.

Februar: RTL und SAT.1 setzen mit neuen Programmideen voll auf die Unterhaltuung für die IQ-geschwächten Randgruppen. Neu auf Sendung gehen: Das Glücksrad für Analphabeten, eine Art Legastheniker-Scrabble mit einem Buchstaben, und Peter Steiners Nachrichtenstadl, volkstümlich dargebotene Weltnachrichten eines sabbernden Lustgreises mit Lederkatheter, aber ohne Zähne.

März: Lippert, die grinsende Fummelkrake, verliert nach nur zwei Folgen seine neue Samstagabend-Show wegen eines Skandals, der in die Geschichte eingehen wird unter dem Titel: Die Hand am Sack des Bundespräsidenten.

April: Die geschlechtslose Porzellanmoderatorin Linda de Mol wird von RTL an die Luft gesetzt, als bekannt wird, daß sie früher einmal eine Frau war. "Traumhochzeit" wird abgeschafft und ersetzt durch die lustige Kopulations-Show Peter Steiners Heimatficken, da sich herausstellte, daß der mumifizierte Bazi-Knochen an diesem Abend versehentlich noch keine eigene Sendung hatte.

Mai: RTL macht weitere Schlagzeilen. Eingestellt wird "Verzeih mir" mit Ulla Knapp im Schritt - An ihre Stelle treten Besorg's mir, die Sendung für Pärchen, die sich gerade auf dem Betriebsfest der Kreissparkasse kennengelernt haben sowie die Show für den Morgen danach: "Verpiß dir!".

Juni: Thomas Gottschalk kündigt an, wiedereinmal mit "Wetten daß...!?" aufzuhören, und schlägt sich selbst als seinen Nachfolger vor.

Juli: Wolfgang-der-Greifer-Lippert bricht sich beim Prominenten-Betatschen beide Hände und spendet sich selbst der Aktion Sorgenkind.

August: Max Schautzer stirbt im Alter von 72 Jahren grinsend bei einer Autogrammstunde mit Heizdecken-Tombola im Altenheim Isenbüttel, weil er von einer liebestollen Damenstrickgruppe versehentlich für Gunther Emmerlich gehalten wird. Das lustige Amateurvideo seines Ablebens macht den 1. Platz in der Jahresauswertung von Pleiten, Pech und Pannen.

September: RTL startet eine Sendung "Mini-Amöben-Show" - niedliche Einzeller in lustigen Kinderkostümen. Frank Elstner dreht völlig durch und kommt mit 200 neuen, unerträglichen Show-Ideen. Die größten Flops: der Nachfolger von "Nase vorn" Auge Raus, und die neue Gameshow "Kack mit RTL" - 30 Kandidaten mit lustigen Spielen live von der Herrentoilette eines Kölner Sackbahnhofs.

Oktober: Skandal im Senioren- und Scheintotenprogramm ZDF: Carolin Reiber leidet unter Blähungen und läßt in der "Volkstümlichen Hitparade" mehrfach einen fahren, was vom Publikum allerdings lediglich für ein verstimmtes Alphorn gehalten wird.

November: Der neue Trend zur Late-Night-Show auf allen Sendern eskaliert zur völligen Pharce: Nach "A little bit later then the Late-Night-Show" folgen neben 40 weiteren Klonen nun auch noch die "Hey, it is really that Late-Night-Show" und der Tiefpunkt die "Well asshole, you won't believe how fucking late it is by now - Late Night".

Dezember: Am Silvesterabend sendet die ARD die volkstümliche Mega- Show: "A bisserl Bob-Musik". Die Höhepunkte: Ernst Mosch spielt Nirvana, Gerda Steiner covert Madonnas "Still a virgin", und Patrick Lindner präsentiert die deutsche Version von Prince' Sexy Motherfucker: "Ja, so a Hundlinh". Zwei Stunden nach Ausstrahlung dieser Sendung explodiert im Hauptverwaltungstrakt der GEZ eine Atombombe. Die Attentäter, eine Gruppe nervlich zerrütteter Gebührenzahler, werden kurze Zeit später wegen Notwehr auf freien Fuß gesetzt.

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