Kalkofes letzte Worte
Mein Beileid !

Liebe Fernsehgemeinde, der Anlaß, aus dem wir uns heute vor dieser Kolumne versammelt haben, ist ein trauriger. Eine geliebte Sendung hat uns verlassen: "Der Preis ist heiß" existiert nicht mehr. Der Preis ist jetzt kalt. Viel zu früh ist sie von uns gegangen... nein, lassen Sie mich korrigieren: Viel zu früh war sie zu uns gekommen, doch nach acht Jahren wurde dem Leiden der Zuschauer nun ein Ende bereitet. Plötzlich und unerwartet wurde sie aus dem Programm gerissen, trotz ordentlicher Gesundheit und immer noch meßbarer Zuschauerzahlen. Eine höhere Macht hat ihr Schicksal bestimmt. Der Thoma hat sie uns gegeben, der Thoma hat sie uns auch wieder genommen. Es ist nicht an uns, ihn dafür zu tadeln, und einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul.

Der Verlust für unsere Fernsehlandschaft ist in seiner gesamten Tragweite jetzt noch nicht abzuschätzen. Wie wird das Programm das Verschwinden dieser intellektuellen Luftblase verkraften? Jene Dauerwahnsinnssendung erhitzte nicht nur die Preise, sondern erwärmte auch unsere Herzen, denn es war die einzige Show, die den durchschnittlichen Volltrottel von nebenan zum Helden der Moderne erheben konnte, wenn dieser den Verkaufswert einer Tüte Kartoffelsuppe erriet. Wenn solch ein kulturelles Wurmloch verschwindet, so ist es, als ob in der Gemeinde der Dorftrottel stirbt oder in der Schule der Klassendoofste sitzenbleibt. Irgendwie hat man nichts mehr, worüber man lachen kann, und plötzlich ist man gezwungen, sich mit der eigenen Inkompetenz auseinanderzusetzen.

Doch dies soll nicht die Zeit sein zu trauern über das, was einmal war. Keine Sendung stirbt für immer. Ihr Irrwitz wird weiterleben, in einem anderen Format, auf einer anderen Station vielleicht, doch sicherlich über Kabel empfangbar. Und da TM 3 - der Sender für die empanzipierte Frau von heute, die schon allein mit der Fernbedienung umgehen kann und Spaß hat an verfilmten Aldi-Prospekten - bereits begonnen hat, die alten Folgen zu wiederholen, wird die Erinnerung niemals verblassen.

So wollen wir also beten: Für den Preis, der einst so heiß war, und alle Shows, die ähnlich ihm den frühen Quotentod starben. Und wenn sie uns begegnen, die Helden von damals, der quirlige Walther vielleicht beim Bananenverkaufen auf dem Fischmarkt oder der dicke Harry beim Käsestreicheln im Supermarkt, so laßt uns auf sie zugehen, sie liebevoll umarmen und sie den Preis unserer Unterwäsche erraten. Ruhet in Frieden!

    Kalkofes letzte Worte  

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