Kalkofes letzte Worte
Foltern für den Frohsinn

Anderen Menschen ein bißchen Schmerz zuzufügen, war schon immer sehr ulkig. Bereits die antiken Italiener schlugen sich in ihren Forumslogen die Schenkel vor Gaudi, wenn unten im Römer-Roncalli muskulöse Gladiatoren sich gegenseitig Mistgabeln in die Gedärme pieksten oder zappelige Christen von prachtvollen Löwen verspachtelt wurden. In den Burgen des Mittelalters war die Folterkammer quasi der Ersatz für das Kaminzimmer, und oft versammelte man sich dort nach dem Essen zu einer Runde Pferde-Quartett, während der heitere Henker quietschend das Glücksrad an der Streckbank drehte. Selbst heute noch ist in vielen Ländern das Foltern politischer Gegener auf dem Marktplatz ebenso alltäglich wie bei uns das schiefe Geflöte des peruanischen Panflöten-Trios in der Fußgängerzone. Und es läßt sich nur schwer entscheiden, welche der Darbietungen die grausamere ist.

Doch auch der brachiale Knecht der Qualen hat sich im Jahrhundert der Moderne ein Stück weiterentwickelt. Das rein physische Zufügen von Pein in verschwiegenen Katakomben ist out - richtig Spaß macht es nur, wenn es an die Psyche geht und auch alle dabei zugucken. Und wenn man es im Fernsehen tut, unter dem Deckmantel der Volksbelustigung und mit ein paar popeligen Preisen als Lockmittel, kommen die doofen Opfer sogar noch freiwillig angelaufen! Fröhlich wie Lemminge am Wandertag spazieren sie gleich hundertfach in die Falle, lassen sich belabern, belachen und belästigen und glauben sogar noch, daß sie es witzig finden. Da hilft kein Amnesty International, wenn RTL zur "100.000-Qualen-Show" bittet, oder Fritz Egner einem ungefragt die versteckte Kamera in die Hose hält. Und wenn Kai Pflaume von der "Schmerzspirale" kommt, hilft sowieso nur noch beten. Mit dem selbstsicheren Lächeln eines Heiratsschwindlers kommt er charmenten Schrittes angewatschelt und konfrontiert ahnungslose Zwangsteilnehmer mit ihren größten Ängsten. Wer mit gequältem Grinsen die Psycho-Folter übersteht und alles macht, was der adrette Einpeitscher fordert, dem spendet die Zwetschgenlotterie in überlegener Gutsherrenmanier einen hübschen Preis - wer aber stolz gesenkten Hauptes seine Phobien akzeptiert, sich nicht ohne Narkose mit einem stumpfen Löffel den Blinddarm rausnehmen läßt und dem geleckten Kernobst-Kai einen Korb gibt, der kriegt nix. Denn nur, wer lustig für das Fernsehen leidet, darf später auch selbst lachen! SAT.1 - drück Dich doch selber!

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