Kalkofes letzte Worte
Wo bleibt die Dankbarkeit ?

Der Zuschauer ist ein undankbares und faules Srück Mistkacke. Tut mir leid, aber das muss hier einfach mal ganz offen gesagt werden, sonst traut sich ja keiner. Die Fernsehstationen sind viel zu höflich, um sich diesen Sachverhalt einmal unverblümt von der Seele zu reden. Aber sie leiden darunter. Täglich opfern dort tausende fleißiger Mitarbeiter ihre Seele auf dem Altar der privatwirtschaftlichen Unterhaltungsindustrie, in der Hoffnung, den nach Abwechselung dürstenden Massen ein bisschen Sonnenschein in ihren tristen Alltag zu bringen. Eine humanitäre Tätigkeit vergleichbar mit der eines UNICEF-Botschafters oder eines Rote-Kreuz-Pflegers im Kosovo - außer dass die dort wahrscheinlich nicht so eine Schweinekohle verdienen und auch noch den halben Tag saufen, koksen und Praktikantinnen anbaggern.

Der Zuschauer hingegen lässt sich in feister Überheblichkeit in seinen Sessel plumpsen, drückt mit fordernden Fingern gierig auf der Fernbedienung herum und wartet darauf, etwas geboten zu bekommen. "Unterhalt mich, du Dreck!", ruft er dann seinem Gerät zu und bekrittelt mürrisch die Inhalte der um seine Gunst bemühten Programme, falls es diesen nicht gelingt, ihn für einen Moment seine eigene Erbärmlichkeit vergessen zu lassen. Damals im Pleistozän des Fernsehens, so vor 20, 30 Jahren, als es nur ein staatlich organisiertes 2,5-Programme-Monopol gab, das theoretisch senden konnte, was es wollte, aber es nicht tat - ja, da war der Zuschauer noch dankbar. Er freute sich über alles, was ihm vor die Omme gestrahlt wurde, wie ein Verdurstender, dem man ein Glas Wasser aus dem Nichtschwimmerbecken anbietet. In den Quiz-Shows jener Zeit, vom Entertainment-Faktor irgendwo zwischen Vokabeltest und Nachsitzen, maßen sich unsympathische Streber in eingelaufenen Kordanzügen auf dem Feld der Schlaumeierei, die dafür statt Klassenkeile sogar noch Geld bekamen. Trotzdem freute man sich für sie und fühlte sich unterhalten.

Heute hingegen lassen die Sender ihre Kandidaten lachend in Lebensgefahr schweben, bohren spielerisch in Psychosen, sezieren ihr Liebesleben, initiieren Ehen, Scheidungen und permanente Beziehungsunfähigkeit, belagern ganze Häuser und bringen fast jeden dazu, sich öffentlich zum Vollidioten zu machen. Und trotzdem sind wir noch nicht zufrieden! Wie ungerecht! Glauben wir denn wirklich, irgendein Sender würde sich derart demütigen lassen, einen solchen Scheiß freiwillig zu produzieren, wenn es nicht für uns wäre? Für uns kleine Gruppe werberelevanter Zielgruppenmenschen zwischen 14 und 49 und unser bescheidenes Einkommen!

Ehrlich - wenn sich all die Ärsche beim Fernsehen ihre selbigen schon derart aufreißen, nur um uns zu verscheißern, dann sollten wir wenigstens danke sagen.

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