Kalkofes letzte Worte
Brot für den Becker

So genannte Super-Promis haben es nicht leicht. Sie sind schweinemäßig schön, unangenehm reich, bis zur Besinnungslosigkeit berühmt - und dennoch unglücklich! Ihre Intimsphäre gleicht einer öffentlichen Toilette. Sie werden so lange von gierigen Society-Vampiren belauert, ausgelutscht und fotografiert, bis ihre Seelen auf Film gebannt und in Klatschmagazine gepresst sind, sie selbst aber einsam auf dem beheizten Marmorboden ihrer Luxusvilla an emotionaler Unterernährung sterben. Denn das Herz kann man nicht liften lassen. Nur den Arsch, deswegen haben die meisten Promis auch zwei Gesichter. Dem kleinen Mann von der sprichwörtlichen Straße dienen sie als pädagogisches Fabelwerkzeug, denn durch das schäbige Schicksal der Schickeria lernt er, dass Geld allein noch lange nicht glücklich macht, sondern einen das Unglück lediglich etwas angenehmer ertragen lässt. Yellow Press und Boulevard-TV hängen sich den VIPs wie die Blutegel an die Hacken, saugen deren mäßig spannendes Leben in die labberige Hülle ihrer eigenen sinnbefreiten Existenz und präsentieren es mit süffisantem Stolz in der spätpubertären Hoffnung, das öffentliche Sprechen über bekannte Menschen würde einen selbst berühmt machen. Wodurch wiederum die Zuschauer gezwungen werden, sich mit dem Privatleben fremder Dumpfnasen auseinander zu setzen, die sie bis dato froh waren, nicht persönlich zu kennen.

Die Prominenten verdienen deshalb unser aller Mitleid. Nehmen wir nur unseren Stammelhelden Boom-Boom-Boring Becker. Kaum hat er gelernt, anständig zu sprechen und statt labberigen Tennis-Schlübbern schnieke Designer-Klamotten zu tragen, da macht Babs den Schuh, Anwälte und Fiskus pumpen die Mios vom Sparbuch, und ein dubioses Russen-Mafia-Model stibitzt ihm das Sperma aus der Nudel. So leimt man einen Leimener! Da kriegt der nette Sommersprössling während des Prosecco-Empfangs irgendeiner Stiftung für gefallene Mütter nur mal so höflich in der Wäschekammer einen geblasen - in vielen westlichen Kulturen gewöhnliches Begrüßungsritual für Profisportler, wundert sich noch über die ausbleibenden Abschiedsworte des überhastet davonhuschenden Zapfenluders mit den dicken Backen, und neun Monate nach der Ejakulat-Unterschlagung kommt die Alimente-Rechnung. Mundraub ist eben kein Kavaliersdelikt. Und obwohl die hilfreiche Natur dem sensationslüsternen Publikum zahlreiche furchtbare Katastrophen zur Ablenkung anbietet, bleibt wochenlang kein Titelblatt frei von dem melancholisch-langweilenden Becker-Lehrling. Als ob es einen wirklich interessieren würde. Wär schön, wenn man das Bobbele endlich in Ruhe ließe... in unser aller Interesse!

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