Kalkofes letzte Worte
Urlaubsgedanken (Teil 1)

Ob es Sie interessiert oder nicht: Während ich diese Zeilen schreibe, befinde ich mich gerade im Urlaub. Die schönsten Wochen im Jahr, Zeit der Entspannung und inneren Einkehr, die einmalige Gelegenheit, bislang unbekannte Länder und Kulturen unserer wunderschönen Erde hautnah kennen zu lernen. Oder aber, wenn man wie ich eine Pauschalreise gebucht hat, mehr Streß als im Job, ohne Möglichkeit, sich krank schreiben zu lassen, zwangsanimierter Promille- und Folkloreterror sowie die Peinlichkeit, dem Rest der Welt durch die bloße eigene Existenz ein weiteres Beispiel für die spießige Unerträglichkeit des germanischen Touristentrottels geliefert zu haben. Es tut mir Leid.

Dabei ist das nicht nur die Schuld von uns Urlaubern. Wir sind einfach nicht genügend vorbereitet! Für die meisten von uns ist das Fernsehen der Spiegel der Welt, es zeigt uns wie es draußen hinter der Kabelbuchse in Wirklichkeit aussieht. Der Großteil der Bevölkerung kommt nun mal real nicht raus, sondern bereist die Erde hauptsächlich mit Schuladlas und Fernbedienung. Afrika zum Beispiel war für mich jahrelang nichts anderes als "Daktari", jetzt aber bin ich in Tunesien und nirgends ist auch nur ein einziger schielender Löwe oder lustiger Schimpanse in Sicht, höchstens mal ein Kellner mit Silberblick oder ein ausgestopftes Kamel mit ulkigem Hut aufgeschraubt. Zugegeben, ich bin enttäuscht, aber Wameru lebt in meinem Herzen.

Einen Großteil der Verantwortung tragen meiner Ansicht nach die TV Reisemagazine. Da schlendern gut gelaunte Moderationsmodels relaxt im Schritt den einsamen Strand entlang oder erklären lässig Cocktail-sabbernd in der Hängematte, wie herrlich es hier doch sein könnte, wenn gleich nach Drehschluss nicht die gierig stampfenden Touristenhorden zur gnadenlosen Büffet-Attacke durchwalzen würden. Aber niemand bringt uns den wahren Sinn der Happy Holidays aus dem Überraschungsei der Reisebranche bei, nämlich: Urlaub ist dazu da, um gegen Gebühr beschissen zu werden! Eigentlich genauso wie zu Hause, allerdings ist es da nur halb so teuer und keiner lächelt dabei. Zufällige Entspannung, okay, kann passieren, in Wirklichkeit aber soll der Reisende während der kompletten Ferienzeit mental auf die Rückkehr in die Arbeitswelt vorbereitet werden. Wäre wirklich alles wie im Prospekt, dann würde er vielleicht ja nicht mehr zurückwollen! Urlaub ist wie Fernsehen - irreal, eine Scheinwelt, quotenabhängig. Jeder weiß das, aber niemand will es wahrhaben, aus Angst es vielleicht zu verstehen. Denn die Wahrheit ist irgendwo dort draußen mit Halbpension! (Fortsetzung folgt)

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