Kein Interesse an Transparenz im deutschen Bundestag In Deutschland wird alles protokolliert. Nichts ist unwichtig genug um nicht irgendwelche Daten oder Papiere davon zu erzeugen. Beispielsweise werden alle Redebeiträge im Bundestag und den Landesparlamenten penibel stenografisch erfasst. Nur die Anwesenheit der Abgeordneten im Bundestag wird nicht kontrolliert. Genausowenig wie das Abstimmungsverhalten (per Hand- zeichen) protokolliert wird. Dies erschien kritischen Zeitgenossen nicht mehr zeitgemäß. Sie forderten per Petition mehr Transparenz im Bundestag. Schließlich wäre es ganz interessant zu sehen ob die Wahlver- sprechen der Volksvertreter mit tatsächlichem Abstimmverhalten halbwegs korrespondieren. Eigentlich einen schöne Idee. Nur leider haben die Volksvertreter keine Lust sich auf die Finger schauen zu lassen. Die Petition wird nicht einmal zugelassen, man sieht keinen Bedarf: Der Bedarf des Volkes an Transparenz muß also gar nicht erst durch eine Petition festgestellt werden. Er wurde durch eine Regierungsdirektorin festgestellt und abgebügelt. So funktioniert Demokratie!
Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern
Die Erkenntnis "Auch die sichersten Atomkraftwerke sind nur so lange sicher, wie sie sicher sind." hat sich bei der Physikerin Merkel nun durchgesetzt. Ungeachtet der hausinternen Kritik legt die Kanzlerin mit dem Atomausstieg nun eine Wende hin, wie es sie in der deutschen Politik selten gab. Doch wie verkauft CDU 2.0 dem Wahlvolk die wundersame Wandlung von der Atompartei zur Öko-Truppe? Merkel versuchte es mit einer müden Regierungserklärung. Die AKW-Betreiber kündigen derweil einen Klagefeldzug und Schadenersatzforderungen an und wegen handwerklicher Fehler der Regierung haben sie sogar gute Chancen auf Erfolg. In ihren eigenen Kraftwerken möchten die Herren Großmann und Co aber offensichtlich nicht so gerne arbeiten. Eine Zwei-Klassen-Gesellschaft hat sich etabliert: Schlechtbezahlte Nuklear- Nomaden übernehmen die Drecksarbeit.
Deep Stall mit dem A330 Die Hinterbliebenen der Opfer von Flug AF 447 wollen nicht auf die finalen Untersuchungs- ergebnisse warten. Sie fordern jetzt von der ermittelnden Richterin Maßnahmen, um eine weitere Katastrophe zu verhindern - notfalls sollten alle Airbus-Maschinen vom Typ A330 und A340 stillgelegt werden. Die untersuchende BEA bestätigte Airbus zwar (vor)schnell, es gäbe "keine Hinweise auf grundlegende Mängel" am A330, man wird sich aber noch fragen müssen: a) Wie konnte das Flugzeug in einen Deep Stall kommen? b) Wieso wurde die Lage von den Piloten nicht erkannt, oder ... c) Warum bekamen die Männer das Flugzeug nicht mehr aus dieser Fluglage heraus?
Zu a) kann man sagen: Die Bordrechner bekamen keine validen Werte mehr und deaktivierten sich folgerichtig. Auch die Sicherheitsmechanismen (z.B. gegen Überziehen) schalteten sich somit ab. Hmmm, natürlich blöd wenn sich Sicherheitssysteme gerade dann verabschieden wenn es brenzlig wird.
Zu b) fällt mir nichts Schlaues ein, ohne Fahrtmesser und ohne Horizont (Nacht, Gewitter) ist es schwer die Lage eines Flugzeugs zu kontrollieren. Allerdings hat der künstliche Horizont sehr wahrscheinlich tadellos funktioniert und warum sollte das einem ATPL-IFR-Pilot nicht reichen? Nun gut, der Birgenair-Unfall von 1996 zeigt, dass man auch nur einen defekten Fahrtmesser braucht um ein Flugzeug zu überziehen.
Frage c) scheint mir am interessantesten: Obwohl Prof. Hüttig (TU-Berlin) bereits vor einem Jahr ein merkwürdiges Verhalten des A330 im Stall (im Simulator) beobachtet hat, wischt die EASA diese Bedenken einfach beiseite. Vielleicht auch deshalb, weil der Deep Stall (genau wie der All Engine Out- Fall) einfach großzügig von allen Betrachtungen ausgespart wird. Die Bauvorschriften (FAR part 25 und JAR 25) sind diesbezüglich jedenfalls ein Witz. Offenbar muß man bei der Zulassung nur das herantasten an den Stall demonstrieren. Jeder Segel- flieger aber weiß, dass ein kurzes recovern eines Stall (zum Beispiel beim Thermikkreisen) etwas völlig anderes ist als ein Flugzeug komplett ohne Anströmung. Aber vielleicht gilt hier auch das Motto: "Steht es nicht im Handbuch - existiert es auch nicht." Übrigens kann man auch eine hochmoderne C17 überziehen: Video1, Video2
AF447 Die größten Geheimnisse um das Endes von Flug AF447 scheinen gelöst. Der bislang ver- mutete Auslöser der Katastrophe - die vereisten Staudrucksonden - haben sich bestätigt. Die darauffolgenden Vorgänge im Cockpit offenbart der erste Zwischenbericht der BEA. Nur das "warum" bleibt vorerst im Dunkeln. Die beiden Copiloten versuchten - warum auch immer - die Nase des A330 oben zu halten. Dies führte zunächst zum Gewinn von 3000 ft - dann aber zum Deep Stall bis zum Aufschlag. Da half auch kein Vollschub auf den tadellos funktionierenden Triebwerken mehr. Die Vorgänge dieses Unfalls erinnern an eine Mischung aus dem Pulkovo-Crash von 2006(Video) und dem Birgenair-Absturz wegen Fahrtmesserproblemen zehn Jahre zuvor. Die spannende Frage ist: Warum zog die Crew das Flugzeug so wehement und beständig nach oben? Der künstliche Horizont war doch verfügbar und auch das Trudeln hätte man anhand der dramatischen Sinkrate von 11000 ft/min diagnostizieren können. Eine mögliche Erklärung wäre, das die Crew dieses Standardverfahren zum ungefähren Erhalt der Fahrt beim Verlust der Fahrtmesser durchführen wollte, was aber gründlich misslang. Die BEA sieht Airbus jedenfalls schoneinmal als entlastet. Schließlich waren die Pitot-Rohre ja von Thales. Airbus durfte all seinen Kunden mitteilen, dass die Ursache für den Absturz nichts mit dem Flugzeug zu tun habe. Sportlich. Diese Meldung gelangte auch an die Presse. Dies fand man dann aber nicht mehr so lustig und gab dieses Dementi ab.
28 MAY 2011
eMail: Wer sortiert, verliert Sie haben Elektropost, und zwar jeden Tag viel zu viel davon? Lassen Sie's einfach laufen - jeder Versuch, Mails durch ausgefuchste Systeme zu sortieren, macht nur Scherereien. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher von IBM. Moment mal: Ist das nicht jene Firma, die der Welt Lotus Notes verkauft?
Zufall? Die Frau mit der Brezel auf dem Kopf ist übrigens Prinzessin Beatrice und der wandelnde Sitzbezug einer Billigfluglinie ist Prinzessin Eugenie of York. Ok ok, die Bilder der Cinderella- Märchenhochzeit wurden farblich etwas gepimpt. Hier gibt's das Original.
Der Muskelkraft-Hubschrauber Bereits seit über 100 Jahren gibt es Versuche ausschließlich mit Muskelkraft zu fliegen. Mit einem Flächenflugzeug gelang dies erstmals 1977. Doch für einen Hubschrauber wird erheb- lich mehr Leistung benötigt. Derzeit sind mehrere Teams - befeuert durch den seit 1980 existierenden Sikorsky-Price - angetreten das Preisgeld zu gewinnen. Der Hubschrauber unten ist der Versuch der University of Maryland. Abheben kann er schon - von den Sikorsky-Anforderungen ist er aber noch weit entfernt. Pilot und Antrieb ist eine 24- jährige Studentin mit 0,75 kW bei 120 U/min und 48 kg. Der Heli wiegt 46 kg - das Gerippe besteht aus Kohlefaserteilen. Die vier Rotoren haben einen Durchmesser von jeweils 13 m.
13 MAY 2011
Warum Atomstrom eigentlich so billig ist Jede Industrie und jeder Wirtschaftsbereich muß sich in Deutschland ausreichend haftpflicht- versichern. Für Atomkraftwerke gilt diese Regel nicht. Würde man AKWs adequat versichern wollen, gingen die Prämien in die zig Milliarden Euro. Defacto ist dies akademisch, denn es findet sich gar kein Versicherer. Im Schadensfall zahlt einfach der Steuerzahler. In einer Studie wurde nun berechnet, wie teuer eine Haftpflichtversicherung für ein Kernkraft- werk wäre und was dies für den Strompreis bedeuten würde. Derzeit kostet Atomstrom in der Herstellung rund zwei Cent je Kilowattstunde (andere Quellen nennen sogar 1 ct/kWh). Verkauft wird er für rund 20 ct/kWh. Quasi die Lizenz zum Gelddrucken. Würde man aber die Versicherungskosten über zehn Jahre hinweg erheben, wären Aufschläge von knapp vier Euro pro Kilowattstunde nötig. Atomstrom wäre somit um ein vielfaches teurer als Solar- oder Windenergie und defacto unbezahlbar.
Und wieder geht ein Stück deutscher Hochkultur Jürgen Milski schrie, Biggi Bardot strippte, die 50-Cent-Stücke rollten: Einen Sender wie 9Live gab es in Deutschland nur einmal. Jetzt wird das Call-In-Geschäft der ProSiebenSat.1-Tochter wegen fehlender Wachstumsstrategien eingestellt. Ein fast wehmütiger Nachruf ...
Trabant Speedster Man fragt sich ernsthaft warum dieser scharfe Roadster nie in Serie ging? Wäre die Trabant- Geschichte im Zeitalter der Öko-Spaßgesellschaft anders verlaufen?
Heute vor genau 20 Jahren endete in Zwickau - nach über drei Mio produzierten Exemplaren - völlig überraschend - die Produktion des Trabant. Ok, das Design war nach 27 Jahren (P601) etwas angestaubt, aber er war seiner Zeit weit voraus. In heute ungekannter Konsequenz wurden ökologische Composit-Materialien für die selbst- tragende Karosserie verwendet. Bei einem Leergewicht von nur 650 kg konnte auch beim Motor ein extremes Downsizing betrieben werden. Das Auto war nicht komfortabel aber praxistaug- lich, einfach und robust. Aufgrund seiner äußerst geringen Schadenshäufigkeit gehört der Trabant heute zu den Pkws mit den niedrigsten Versicherungsprämien. Der VW Käfer hat es nun schon zum zweiten Revival geschafft, eine Neuauflage der Rennpappe als Elektroauto ist leider immer noch in der Pipeline ...