Kalkofes letzte Worte
Ich gestehe !

Es ist wahr. Ich kann es nicht länger leugnen. Ich habe das Vertrauen meiner Fans und Freunde übel mißbraucht. Von der Schande der Wahrheit gebeutelt, trete ich mit dem letzten Rest meiner jämmerlich entweihten Menschenwürde vor die erhabene Grand Jury des Publikums und gebe es zu: Ja, es stimmt! Meine erste selbstgekaufte Single war "Ich möcht’ der Knopf an Deiner Bluse sein" von Warzenkopp Bata Illic! Nicht weil ich dachte, in zwanzig Jahren könnte das schon wieder kultig sein, auch nicht aus Mitleid oder als Bügelspende für den knittrigen Schlagerlurch - nein, ich fand das Lied einfach klasse! Gut, ich war noch klein, ein unschuldiges Kind, mein juveniles Hirn war leicht zu erweichen... Zu jener Zeit fand ich schließlich auch die "Graf Bobby"- Filme mit Peter Alexander megawitzig, hatte Angst vor dem Medium Terzett und hielt Godzilla für einen hervorragenden Schauspieler. Ich weinte sogar ein wenig, als in den Bergen Jugoslawiens Winnetou von irgendeiner germanischen Knallcharge mit Platzpatronen aus seinen kitschigen Mokassins geschossen wurde und lachte immer ganz herzlich über Eddi Arent als ulkigen Butler in den Edgar-Wallace-Filmen. Freiwillig verpaßte ich keine Folge vom "Verrückten Paar", sah immer "Musik ist Trumpf", und einmal stand ich stundenlang an für ein Autogramm von Mike Krüger! Wenn ich mich nicht irre, habe ich irgendwann sogar mal ein "Hanni und Nanni"!-Buch gelesen...

Heute ist mir das alles entsetzlich unangenehm. Ich schäme mich heftig und überlege wahrlich, mich meines eigenen Amtes zu entheben, aber noch scheue ich vor dem gan-zen Papierkram zurück. Zu mei-ner Entlastung kann ich sagen, daß ich die Paarung mit der Peinlichkeit in meiner Jugend glücklicherweise nicht bis zum kompletten Koitus vollzogen habe, denn wenigstens habe ich mir nie eine Platte von Modern Talking gekauft - aber habe ich nicht zumindest einen Meineid begangen?

Heute über so vieles zu lästern, was ich einst noch reinen Herzens mochte? Ist das mein berufliches Ende? Bei den doofen Amerikanern reicht schließlich schon ein popeliger Zigarren-Quickie mit Mister President, um daraus eine Staatsaffäre und das ganze Land zum Affen zu machen! Well, psychologisch ist das bei den verklemmt-konservativen US-Pharisäern natürlich nachvollziehbar, denn wer selbst immer den Schwanz einzieht, der gönnt halt auch seinem Präsidenten keinen fröhlichen Lümmel! Aber andererseits - was ist schon das harmlose Praktikantinnen-Petting eines sexuell unterforderten Politikers gegen die intime musikalische Beziehung eines kulturgeschädigten Knaben zu Bata Illic?

Ich kann nur hoffen und beten, daß die Welt mir verzeihen möge. Und Gott schütze Amerika.

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