Kalkofes letzte Worte
"Temporarily not available"

"The person you have called is temporarily not available." Das heißt übersetzt ungefähr das gleiche wie früher: "Nee, der Heinz kann jetzt nich’, der is’ gerade am Kacken!" Doch wo einst noch hurtig die genervte Ehefrau aus der Küche eilte, um in solch prekären Situationen den Anruf entgegenzunehmen, säuselt uns heute nur noch die gefühlskalte Netz-Sekretärin ihren Merksatz durch die Muschel. Oder aber Heinz kann das Gespräch doch direkt vom Scheißhaus führen, denn das ist schließlich der große Vorteil des Handys: Jeder Idiot kann endlich jederzeit und überall von jedem anderen Idioten erreicht werden!

Die Gnade der technischen Schöpfung ist damit allerdings noch längst nicht erschöpft, denn dank des drahtlosen Portablephons kann endlich auch die gesamte Umwelt dazu gezwungen werden, an den eigenen sinnlosen Konversationen teilzuhaben! Vor zwanzig Jahren gelang es einem höchstens mal bei schönem Wetter den Nachbarn zu nerven, wenn man sich so weit, wie es das Kabel zuließ, an die offene Balkontür reckte und dazu möglichst laut in den Hörer bölkte – aber wenn man ehrlich ist, war das doch auf Dauer etwas anstrengend.

Dieser Tage ist das glücklicherweise kein Problem mehr, denn jetzt haben wir die Chance, uns direkt in das Zentrum jeder gewünschten Menschenansammlung zu begeben, das Handy für einen kleinen Plausch zu zücken und auf einen Schlag allen Anwesenden tierisch auf den Sack zu gehen! Wer dabei besonders viel Sinn für Humor beweisen möchte, der programmiert seinen kleinen Quatschkameraden zusätzlich auf einen ulkigen Klingelton, wobei sich schwungvoll dahingepimpelte Operettenmelodien als besonders pfiffig erwiesen haben.

Die krönende perfide Pointe bei der öffentlichen Handy-Nutzung ist allerdings, daß sie es dem telefonierenden Nervenarsch ermöglicht, sich mit einem Hauch künstlicher Wichtigkeit zu schmücken, anstatt einfach sofort eine aufs Maul zu bekommen. Denn wider besseres Wissen denkt man als Zeuge solcher Szenen meist immer noch freundlich: Oh, das ist bestimmt wichtig, denn sonst würde der blöde Arsch das Gespräch doch sicher in seiner zugefurzten Muffelbude erledigen, der dumme Pisser!

Doch Pustekuchen, also erkennen wir lieber die Realität: Für den Handy-Besitzer ist die Welt nichts weiter als eine riesige Telefonzelle! Der Fluch der ewigen Erreichbarkeit ist für ihn ein Heidenspaß, überglücklich nimmt er jeden noch so unwichtigen Anruf überall entgegen, denn das ständige Bimmeln in der Hose gaukelt ihm vor, wenigstens noch für irgendwen von Interesse zu sein. Und sollte man vor lauter Labern die Gegenwart verpassen – die kann man sich ja auf die Mailbox sprechen lassen!

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