Kalkofes letzte Worte
Die Generation der Schlaumeier

Es ist ein schöner Zug von den Medien, jeder Generation ungefragt einen albernen Namen zu verpassen. Da gab es irgendwann mal die wilden 68er, die Flower-power-Knilche, die No-Future-Kids, die Schlaghosen-Luder und was weiß ich noch alles. Manchmal reicht es aus Kostengründen allerdings nur für einen einzelnen Buchstaben.

Die Blagen unserer Tage sind beispielsweise die Generation Y, wie man unlängst herausfand, die Backfische und -innen davor gehörten noch zur Gruppe X. Rein alphabetisch gesehen, folgt danach Z – aber dann ist erst mal Schicht! Von da an müssen sich die armen Kleinen quasi ohne einen dazugehörigen Identifikationsbuchstaben durchs Leben mogeln, außer man nimmt die Umlaute mit, was wiederum ziemlich tuckig klingt.

Andererseits kann ich mich auch nicht mehr so recht an die Generation W erinnern, die muß ja rein rechnerisch so gegen Ende der 80er ihre Pubertät durchlitten haben. Wahr-scheinlich hat die aber gar keiner bemerkt, weil alle nur vor der Glotze gesessen und Knight Rider geguckt haben. Vielleicht sind mit X und Y aber auch nur die Chromosomen gemeint, was nun einen deutlichen Hang zum Männlichen in Richtung Vernunft bedeuten würde – allerdings hielte ich dies für ziemlich frauenfeindlich!

Irgendwie hat sich aber schon eine Menge verändert, wenn man die Buben und Mädels dieser Tage so betrachtet. Früher waren sie noch auf unterhaltsame Weise rebellisch und auf globaler Ebene desillusioniert. Egal, worum es ging, man war auf jeden Fall erst mal nicht dafür, und man organisierte großangelegte Demonstrationen gegen alles, was nicht schnell genug laufen konnte. Das war nicht immer klug, zugegeben, aber es machte wenigstens Spaß! Heute müssen sich die Kids vornehmlich gegen die ehemalige Aufmüpfigkeit ihrer Eltern auflehnen und dabei aufpassen, vor lauter Coolheit nicht zum Spießer zu mutieren.

Die Welt ist wirklich nichts Großes mehr, sie paßt auf einen simplen PC-Bildschirm, das Internet läßt spirituelle Reisen in Regionen zu, die vor ein paar Jahren noch nicht mal im Schüleratlas standen. Wenn die Erde auf Kinderzimmergröße zusammenschrumpft und man glaubt, alle ihre Geheimnisse bereits auf RTL gesehen zu haben, wird der eigene Mikrokosmos zum Mittelpunkt des Universums. Plötzlich ist es hip, der Klassenbeste zu sein, denn das erhöht die Chancen auf einen lukrativen Arbeitsplatz und einen soliden Platz im Leben.

Zu meiner Zeit wäre man in der Schule für solch zukunftsorientiertes Denken als Streber in jeder Pause vermöbelt worden, in der großen sogar zweimal! Aber so ist das mit den Schlaumeiern: Wer lange genug vorgibt, klug zu sein, der ist irgendwann auch dumm genug, es selbst zu glauben!

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