Kalkofes letzte Worte
Die Dummheitsspirale

Der Mensch ist ein vernunftbegabtes Wesen. So wird jedenfalls behauptet. Und mitunter möchte man dies sogar glauben. Er hat das Rad erfunden, die Autobahn und die Geschwindigkeitsübertretung, den Rotwein und die Pastagerichte, er hat die Erde fruchtbar gemacht und das Ozonloch vergrößert, obwohl er gar nicht rankam. Das zeugt von Können und Sachverstand. Den Krieg entwickelte er genauso erfolgreich wie den Frieden und das Penizillin mit dem gleichen Enthusiasmus wie die Dosensprühsahne. Doch war er sich immer der Folgen bewußt?

Nehmen wir nur einmal den Bereich Massenmedien. Hätte der Mensch die Tageszeitung erfunden, wenn ihm bewußt gewesen wäre, daß die Männer ohnehin nur die Sportseite lesen? Oder das Telefon, wenn er geahnt hätte, wie sehr dadurch die Frauen von der Haushaltsführung abgelenkt würden? Und wären die ganzen großen TV- und Rundfunkanstalten wohl all die Jahre genauso liebevoll von ihm mit Quoten, Zuneigung und GEZ-Gebühren gefüttert worden, wenn ihm vorher jemand gesagt hätte, welch unsäglichen Scheiß ihm die undankbaren Rotzlöffel eines Tages vor den Latz knallen würden? Ein interessanter Gedanke, der allerdings wieder einmal die Grundfrage aufwirft: Was war eigentlich zuerst da – das Huhn oder das Ei? Belgien oder die Salmonellenvergiftung? Beginnt die Dummheit beim Trottel selbst oder bei dem, der ihn ernst nimmt? Und ist das Fernsehen deshalb so doof, weil man dort zu dusselig ist, es besser zu machen, oder weil man denkt, wer zuguckt, ist ohnehin nur zu blöd zum Abschalten?

Glaubt man den zusammengenagelten Analysen jener dubiosen Beraterfirmen aus Holland und den USA, die heute in unbegründeter Arroganz über die Schicksale der modernen Superhit-Radios und Knuddel-TV-Stationen entscheiden, so ist das Publikum nichts weiter als ein sabbernder Haufen manipulierbarer Penner, der so debil ist, daß ihm ihr dahingerotztes Programm eigentlich sogar ganz recht geschieht. Kurz gesagt: ein dummes Pack – leider aber ein für die Quotenmessung als Grundlage für die eigene Gehaltserhöhung unvermeidliches Übel. Zur Strafe dafür muß man ihm nur so lange mit schrillen Jingles aus dem Trendy-Handbuch für Formatspießer oder herumhoppelnden Frisch-Frühlings-Arschgeigen in Kugelzwangs-jacken den Schädel zumöllern, bis auch der letzte Hauch Verstand im Brägen aus Verzweiflung freiwillig die Resthirnrinde räumt. Und wie von Zauberhand ist irgendwann wirklich jeder genauso bescheuert, wie er von Anfang an gehalten wurde. Quod erat demonstrandum ... was in diesem Zusammenhang ungefähr soviel heißt wie: Dumm fickt gut! Und zwar uns alle!

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