Kalkofes letzte Worte
Das war ja nicht so doll !

Da hatte ich mir dann ja doch etwas mehr versprochen von der sogenannten Sonnenfinsternis. Okay, es fing ganz gut an, wie alles immer dunkler wurde und so, aber das Ende fand ich eher schwach, da war die Luft irgendwie raus. Einfach so, hoppla – wieder hell!... da ist denen wahrscheinlich nichts mehr eingefallen. Und die Effekte waren ja nicht gerade supertoll, die hätte ich zu Hause mit ’ner alten Unterhose über der Schreibtischlampe hingekriegt. Aber nur weil die Medien so einen Hype darum gemacht haben, standen alle stundenlang in der Botanik und glotzten mit doofen Blindfisch-Brillen in die Bewölkung. Nur gut, daß es umsonst war, da hätte ich mich sonst echt geärgert. Ich glaube, wenn die eine Fortsetzung machen, guck’ ich mir die gar nicht erst an.

Jetzt, wo das Spektakel ein paar Tage zurückliegt, mache ich mir jedoch so meine Gedanken. Vielleicht lag es gar nicht wirklich an der Sonne, die hat ja gut gespielt und sich bestimmt gewundert, warum die Leute so einen Rummel um sie machen, nur weil ihr einmal für ein paar Minuten die Latüchte ausgeht. Wahrscheinlich hatte ich einfach nur vorher schon zuviel gesehen, die besten Szenen waren ja alle im Trailer und in den Zeitschriften, und im Internet gab es längst eine Raubkopie aus den Staaten. Das ist vermutlich dasselbe wie mit dem neuen "Star Wars"-Film: Zuerst wird überall so lange behauptet, daß dies der gigageilste Mega-Event-Movie aller Zeiten sein wird, bis sich keiner mehr traut zu fragen, warum eigentlich. Dann wird man derart penetrant mit absolut geheimen Fotos vom Set zugeschissen, daß man am Ende glaubt, laut schreien zu müssen, wenn man nur noch einmal Ewan McGregor im Jute-Nachthemd mit seinem Neon-Lümmel auf dem Cover der Apothekenzeitschrift sehen muß. Und letztlich wundert man sich dann im Kino, daß ja eigentlich doch nur wie immer ein paar Rudel Computer-Eumel durch die Wüste flitzen und sich gegenseitig einen an die Omme donnern. Wäre die Werbung bisweilen ein bißchen subtiler und beim Lügen nicht ganz so laut, oft würde es einem erst gar nicht bewußt, wie beschissen die Produkte in Wirklichkeit sind. Würde beispielsweise Fritz Egner nicht immer derart schmerzhaft penetrant behaupten, die megawitzigsten Witzigkeiten der witzigsten aller Welten zu präsentieren, könnte vielleicht ja sogar mal jemand freiwillig lachen. Oder wenigstens aus Mitleid darüber, daß ein alter Mann wie er so gequält grinsend herumhampeln muß wie ein motorisch gestörter Teenager mit Juckpulver im Arsch. Weniger ist eben doch manchmal mehr.

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