Kalkofes letzte Worte
Abführen, einsperren, senden

Juhu, es ist schon wieder so weit! Der lustige niederländische Zuchthauswürfel wird mit frischer menschlicher Kameranahrung aufgefüllt! "Big Brother 3" geht an den Start, obwohl wir noch nicht einmal Zeit hatten, die Performance der gerade freigelassenen zweiten terroristischen WG-Sondereinheit mental zu verarbeiten. Und vier Wochen Schleuse durchlüften, dürften wohl auch kaum ausreichen, um den bittersüßen Duft von ranzigem Bewohnerschweiß oder die dummdüstere Aura hinterhältiger Zickigkeit loszuwerden. Trotzdem steht die nächste Container-Bruderschaft bereits in den Startlöchern:

Zehn unbekannte Hammelhirne auf dem Weg zum Ruhm, die sich innerhalb weniger Tage in unsere Herzen leben und uns einen vorwohnen werden, dass es sich gewaschen hat. Und wie immer werden wir alle die Spielidee verachten, die Langweiligkeit beklagen und zufällig ganz oft einschalten. Wenn schon nicht bei "BB" persönlich, dann eben in einem der anderen zahlreichen Formatklone. Da hätten wir demnächst das Kampfabspecken der Seh wabbelbacken in der verschlossenen Fettschmelzhütte von Big Breitarsch. Lustige Dicke im Diätkoller, quasi Weight Watchers im wahrsten Sinne des Wortes, und wer beim Einzug gleich seinen Verstand abgibt, hat schon mal ein bis zwei Pfund Vorsprung. Dann erwartet uns noch das "Girlscamp", eine Mischung aus Peepshow, Schlampenschule und Zuchtanlage für gelangweilte Partyluder: eine Horde scharfer Jungzicken beim Sonnenbaden, Prosecco schlürfen und Gehirn-rückwärts-einparken. Ein herber Rückschlag für den Mythos der attraktiven Frau, die auch was in der Birne hat. Besonders freue ich mich aber auf "Der Frisör" - der gleiche Mumpitz wie sonst, diesmal aber im Dauerwellenstudio. Alltägliches Scheißelabern beim Strähnchen färben, philosophieren unter der Trockenhaube und große Gefühle mit Mini-PH. Hauptsache, kein Sex im Haarwaschbecken und niemand zieht sich statt Kondom versehentlich einen Lockenwickler über die Nudel. Eingesperrt werden ist einfach mega-in, Ausbildung ist out und Doofsein eigentlich ganz okay, Hauptsache, man kommt ins Fernsehen. Soweit okay und mir auch egal. Furchtbar nur, dass der dösige Alltag einen jetzt sogar bis in die Glotze verfolgt. Einst phantasievolle Stätte der billigen Realitätsflucht, zeigt sie heute bloß den gleichen Müll, den man ohnehin den ganzen Tag im wahren Leben über sich ergehen lassen muss. Die Hölle ist ein Frisörtermin, der niemals endet. Oder Harry beim Hornhauthobeln nach Mitternacht. Als ob die Wirklichkeit nicht auch so schon blöd genug wäre...

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