Kalkofes letzte Worte
Geschlechtsverkehr

"Der Schwarze schnackselt gern!" Das ist bayerisch und heißt auf Deutsch so viel wie "Der Neger fickt zu viel". Aber das könnte rassistisch verstanden werden. Deshalb wählte unsere Vorzeige-Fürstin Gloria von Thurn und Taris letztens in einer Talkshow die sprachlich etwas charmantere Variante, beim Versuch den allgemeinen Werteverfall und die Existenz des unmoralischen Schnackselvirus Aids zu erklären. Nun kriegt sie für diesen geschwafelten Sondermüll von überall Schelte und hat Angst, man könne glauben, die Adeligen seien alle doof. Quatsch, das glaubt deswegen keiner. Das wissen wir ja jetzt! Obwohl die Ausführungen der Knatterfürstin natürlich nicht einfach auf diese eine Afro-Pop-These reduziert werden sollten. Da war ja auch noch die Behauptung, dass Stoiber ein scharfer Rochen ist und dass man Sex keinesfalls nur so zum Spaß haben sollte, sondern zur Zeugung von Kindern. Klingt plausibel und auf die Dauer sehr übersichtlich, hätte der Papst selber auch nicht schöner ausdrücken können, noch nicht mal vor 200 Jahren. Wenn auch manche Zuschauer sagen, lieber zehnmal zu viel gepimpert als einmal ins Gehirn geblasen. Ansichtssache.

Der Geschlechtsverkehr an sich ist ein heikles Thema. Die einen reden gar nicht darüber, die anderen viel zu viel, haben will ihn eigentlich jeder, aber manchmal ist er auch ganz schön anstrengend. Wie soll man damit umgehen? Und wozu überhaupt? Vielleicht wird der Beischlaf einfach überschätzt, es gibt ja auch andere Dinge, die Spaß und nicht gleich schwanger machen, wie z. B. ein gutes Buch, ein Essen mit der Familie oder ein Genitalpiercing ohne Betäubung. Auf jeden Fall aber sollte man ruhig einmal koitiert haben, damit man mitreden kann. Schaden kann es nicht. Generell teilt sich die Bevölkerung in ihrer Beziehung zum gegenseitigen Beischlaf in zwei Gruppen: die einen vollziehen ihn recht häufig und haben Spaß daran, die anderen sind verheiratet. Nicht selten ist der meist recht kurze Paarungsakt verbunden mit langwieriger zwischenmenschlicher Interaktion (Reden, Vorheucheln von Interesse, Abendessen mit Reden), was vor allem für Männer ermüdend ist und vom Aufwand her oft in keinem vernünftigen Verhältnis zum Nutzen steht. Deswegen erledigen viele inzwischen die Kopulation telefonisch über im Nachtprogramm ausgewiesene Service-Anbieter oder schieben einfach den Schniedel ins Fax. Und weil nun mal der Schwatte im Busch kein Telefon hat, dafür aber ebenso viel Zeit wie Testosteron, schnackselt er halt andauernd und macht Aids. Aha. Vielen Dank, Frau Dr. Fürstin. Die Welt ist ja doch net so kompliziert, wie sie manchmal ausschaut, gell?

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