Kalkofes letzte Worte
DER GROSSE TV-MOVIE-FILMFILM-FILM- ROMAN-TV-EVENT-FILM

Eines der fraglos herrlichsten und intellektuell erbauendsten Kulturereignisse, die das deutsche Fernsehen in den letzten Jahren hervorgebracht hat, ist der/die/das große TV-Movie-Film-Roman-Event (Grammatik abhängig von der jeweiligen Landessprache des Sender-Slogans). Und ich meine nicht den ollen schnarchigen "Fernsehfilm" der Öffentlich-Gebrechlichen, den gibt's ja schon seit anno Tobak!

Nein, ich meine diese flippig, cool, ästhetisch durchgestylten Thriller-Filmfilms mit schwülem Cybersex, platonischer Nuttenliebe und sodomitisch-sadistischen Serienkillern. So wie die tollen Sat.1-Powered-by-Masturbation Movies von Natalie - Endstation Babystrich. Bislang schon satte vier Folgen, denn so ein Strich ist lang, und auch Päderasten gehören durchaus noch zur werberelevanten Zielgruppe. Bei RTL hingegen öffnet man sich neuerdings eher religiösen oder mythologischen Themen. Nicht, dass wir uns da falsch verstehen - dies bedeutet keineswegs eine Abkehr vom gewohnt Schlüpfrigen. Rassige bisexuelle Triebtäter mit Psycho-Klatsche und Ledermaske aus dem voyeuristischen Internet-Milieu, die dickdingerige nackte Frauen, gefesselt nach dem SM-Sex, mit Brieföffnern aufschlitzen und die überforderte Bullerei mit Schlaumeier- Denksportaufgaben aus dem Rätselheft für besonders begabte Massenmörder foppen, sind bei allen Privatsendern weiter höchst beliebt.

Trotzdem sind gerade bei den gottesfürchtigen Kölnern seit kurzem auch schmissige Bibelthemen wie die Arche Noah (lief wahrscheinlich unter: Noah, der Schweinepriester - Ein tierisch cooler Kapitän zum Knutschen) oder das Alte Testament (Sintflut, Sex und Sündenfall - Gotts geheime Tagebücher) sehr gefragt, ebenso legendäre Sagen von Merlin (Copperfield junior - Ein zauberhafter Schwindler) bis zu den Nibelungen (Lass jucken, Siegfrid! - Von Dominas und Drachenblut).

Anspruchsvolle Verfilmungen realer Fälle, wie Wambo oder Vera Brühne, waren bei Sat.1 ja eher ein Flop, aber die hatten halt auch nix mit Tod oder Geschlechtsverkehr im Titel. Böser Fehler! Wenn dem doofen Publikum die gepowerte Emotion nicht bereits in der Überschrift mit dem nackten Arsch ins ins Gesicht springt, wird halt nicht eingeschaltet.

Mit der richtigen Headline allerdings könnte man sogar die Preisänderungen bei der Deutschen Bahn verfilmen: Sex on Tracks - Unschuldig ins Knie gefickt! Wär' garantiert ein Quotenhit! Denn wir Zuschauer sind nun mal blöd, und dafür können wir auch nicht immer nur den armen Sendern die Schuld geben. Die wollen uns schließlich nur helfen.

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